Die Story
Das Schauspielensemble Bühnenreif aus Würselen – Broichweiden besteht nun seit über 22 Jahren und feierte im März 2018 sein 20jähriges Bühnenjubiläum auf den Brettern des „Lucia-Theaters“ in Broichweiden. Genügend Anlass, um einen Blick zurück zu werfen und die Geschichte der Bühnenreifen zu dokumentieren. Und wie es sich für ein echtes Bühnenensemble gehört, so ist es eine Geschichte in mehreren Akten.
Erster Akt: Theater ist Bühnenreif. (1997-2001)
Anfang 1997 gründete sich die HGG-Theater-AG „Bühnenreif“. Das Ensemble bestand im Kern aus Absolventen des Abiturjahrgangs 1996, welche im Literaturkurs des Heilig-Geist-Gymnasiums (HGG) ihre Begeisterung für das Schauspielen entdeckt haben. In den ersten Monaten traf man sich als noch namenlose Arbeitsgemeinschaft. Als Probenheimat dienten private Wohnzimmer, die Räumlichkeiten am HGG oder die Aula eines Seniorenheimes. Man versuchte sich an verschiedenen Stücken, die jedoch nie zur Aufführung kamen.
Anfang 1998 kam etwas mehr Bewegung in die Geschichte. Ein Teil der Gruppe nahm an den „Schultheatertagen“ des Stadttheaters Aachen teil. Dort hatte man die Möglichkeit, in mehreren Workshops hinter die Kulissen eines professionellen Theaters blicken und sogar dort aufführen zu können. Diese Chance nutzten die Mimen und gaben Ephraim Kishons „Es war die Lerche“ zum Besten, eine Persiflage auf Romeo & Julia, die zu den Klassikern der HGG-Literaturkurse zählt. Und selbst das gewohnt so kritische Publikum im Mörgens, wo die Aufführung stattfand, war begeistert.
Da dieses Stück auch im Rahmen des „Weidener Sommers“ 1998 zur Aufführung kommen sollte und das Ensemble damit stärker in die Öffentlichkeit geriet, musste nun auch ein Name für die Gruppe gefunden werden. Auf einer Probe wurde daher abgestimmt zwischen den Namen „Stage Divers“ und „Bühnenreif“ – das Ergebnis dieser Abstimmung ist bekannt. Unter neuem Namen führten die nun „Bühnenreifen“ im Januar 1999 „Das Geld liegt auf der Bank“ auf. Im März des gleichen Jahres präsentierten die Mimen beim Frühlingsfest der Pfarre St. Lucia noch einmal „Es war die Lerche“ – das erste echte Engagement des noch jungen Ensembles.
Nach dem überraschend großen Erfolg bei seinem ersten Broichweidener Gastspiel wurde das Engagement für das Frühlingsfest in St. Lucia verlängert. Im Jahre 2000 führte man „Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde“ auf, die bis dahin aufwändigste Produktion von Bühnenreif, inklusive Pyrotechnik und einem Auftritt der Freiwilligen Feuerwehr Broichweiden. Dies sprach sich sogar bis zum Radiosender Antenne AC herum, der über Bühnenreif und das damalige Stück eine einstündige Radiosendung produzierte.
Nach erneuter Verlängerung des Engagements bereitete man sich bei „Bühnenreif“ auf die Spielzeit 2001 vor. Ein echter Rollentausch wurde mit „Liebling, ich bin da!“ auf die Bühne des „Lucia-Theaters“ gezaubert. Erstmals trat man in diesem Jahr auch unter dem neuen Namen „Theater ist Bühnenreif“ auf, was sich zudem in einem neuen Logo und auf der ersten eigenen Homepage niederschlug.
Zweiter Akt: Theater ist Musik. (2002-2008)
Im Jahre 2002 hielt dann die Musik erstmals Einzug bei Bühnenreif.
Ausgestattet mit prunkvollen Kostümen aus dem Fundus des Stadttheaters Aachen sowie einem Pianisten brachten die Mimen eine eigene Mischung aus George Bernard Shaws „Pygmalion“ und dem davon abgeleiteten Musical „My Fair Lady“ auf die Bühne. Mit großem Erfolg, denn im November des gleichen Jahres wurde das Ensemble mit dem gleichen Stück für eine Benefiz-Veranstaltung der Stadt Würselen engagiert.
In den darauffolgenden Jahren verschwand die Musik bei „In der Klemme“ (2003) und „Keine Leiche ohne Lily“ (2004) wieder aus dem Programm, aber seit 2005 („Der Morgen danach“) ist die Musik ein fester Bestandteil jeder Bühnenreif-Produktion.
Bekannte Melodien, versehen mit neuen Texten werden von einem Pianisten begleitet und live gesungen in die Bühnenhandlung eingewoben. Dadurch entsteht eine ganz eigene Atmosphäre, welche Bühnenreif-Abende einzigartig macht. Dazu gehört auch der traditionelle Eröffnungs-Song, bei dem – angelehnt an das Opening der Muppet-Show – die Zuschauer durch das Ensemble allabendlich begrüßt werden, und natürlich auch das Schlußlied „Bühnenreif sagt Danke“ auf die Melodie von ABBA´s „Thank you for the Music“. „Melodien für Broichweiden“ (2006) und „Deutschland sucht den SUPPEN-Star“ (2007) reihen sich nahtlos in diese Kategorie von Aufführungen ein.
Für das zehnte Gastspiel in Broichweiden wollte Bühnenreif seinem Publikum etwas ganz Besonderes bieten. Pascal Seifert schrieb daher eine eigene Komödie, in dem die beliebtesten Rollen der vergangenen Jahre in einer völlig neuen Handlung miteinander kombiniert wurden. Insgesamt wurden elf Rollen aus sechs verschiedenen Bühnenreif-Stücken in der neuen Handlung von „My Fair Hotel“ verbunden.
Am 29. Februar 2008 feierte diese Komödie im „Lucia-Theater“ seine Welturaufführung. Die Resonanz war so groß, dass sich erstmals bereits 60 Minuten vor dem ersten Vorhang lange Schlangen an der Kasse bildeten. Zur Dernière vermeldete das „Lucia-Theater“ erstmals: Ausverkauft. Im gleichen Jahr wurde „My Fair Hotel“ ebenfalls im Rahmen der Feierlichkeiten zum 100jährigen Bestehen des Heilig-Geist-Gymnasiums aufgeführt.
Dritter Akt: Theater ist Action. (2009-2015)
Nach dem Jubiläum begann die zweite Dekade für Bühnenreif. Das Thema Musik wird weiter intensiviert. Hinzu kommt jede Menge Action, egal ob durch die Aufklärung von kniffligen Verbrechen, oder durch zahlreiche Verwirrungen in den hohen Bergen oder aber auf hoher See.
„Die Gedächtnislücke“ (2009) endet in einem großen ABBA-Finale und bei der „Leiche im Schrank“ (2010) wird erstmals eine Choreographie auf die Bühne gezaubert: Unter Einsatz von Nebel und Schwarz-Licht tanzt das ganze Ensemble den „Thriller“-Dance aus dem Musikvideo von Michael Jackson. Zu „¡Viva la emancipación!“ (2011) erklingen vornehmlich spanische Rhythmen. Die heißblütige Atmosphäre sorgt zudem für den ersten „bühnenreifen Unfall“: Ein Tisch auf der Bühne konnte sich während der Aufführung nicht mehr auf den Beinen halten.
Im Jahr 2012 folgt der bisherige musikalische Höhepunkt: Zum ersten Mal konnte man eine komplette Band für die musikalische Begleitung gewinnen. Die Aufführung von „Wo ist Bob?“ wird gemeinsam mit der HGG Lehrerband „Barber´s Daydream“ gestaltet. Action ist ebenfalls großgeschrieben, denn das Publikum wird aktiv in die Aufklärung rund um ein verschwundenes Gemälde von Andy Warhol eingebunden.
Mit „Im Schneckenhaus geht’s rein und raus“ (2013) geht es in das fünfzehnte Bühnenreife Jahr. Und wie es sich für ein Jubiläum gehört, wird dies mit einer „runden Zahl“ garniert: Bühnenreif darf in diesem Jahr seinen mittlerweile 10.000sten Zuschauer begrüßen und auf der Bühne ehren. Ein Jahr darauf lichtet man die Anker und macht sich mit „Bühnenreifs Traumschiff“ (2014) auf eine spannende und verwechslungsreiche Kreuzfahrt nach Bali. Und wie im Original im ZDF kommt es auch hier natürlich zu einem Happy-End inklusive Eisbombe und Wunderkerzen. Einmal auf den Urlaubsgeschmack gekommen verschlägt es Bühnenreif in die Berge. Bevor sich jedoch wahrer „Hüttenzauber“ (2015) entfalten kann, gilt es, ein Geflecht aus Lügen und Notlügen zu entwirren.
Vierter Akt: Theater ist Drama. (2016-heute)
In den kommenden Jahren gesellt sich zu Musik und Action auch mehr und mehr das (komödiantische) Drama. Im „Rosenkrieg“ (2016) kann eine beinahe preisgekrönte Rose nicht mehr vor dem Ableben gerettet werden, als sie mitten in einen Nachbarschaftsstreit gerät. Aber kräftige Magenprobleme, possierliche Nagetiere und eine unverhoffte Schwangerschaft glätten die Wogen. „Dem Himmel sie Dank“ (2017) erzählt von der dramatischen Finanznot eines Gotteshauses und den recht unorthodoxen Methoden, dieser Finanznot zu entkommen. Die traumatische Erfahrung eines hohen Würdenträgers während einer Aerobic-Stunde kann diese Situation glücklicherweise entspannen.
Wenn es spukt und Geister auf den Plan treten, dann ist das Drama perfekt. Dies hat sich „Bühnenreif“ für sein 20jähriges Jubiläum aufgehoben. Im „Burggeflüster“ (2018) ist diesmal eine einst stattliche Burg in bauliche und wirtschaftliche Schieflage geraten. Um diese stattliche Ruine doch noch attraktiv für potenzielle Investoren zu machen, muss eine besondere Attraktion her: der Geist des verstorbenen Ritters Kunibert. Auch 2019 bleibt Bühnenreif bei den Adligen. „Der verfluchte Baron“ muss dabei gegen einen Fluch ankämpfen, der ihm von höchster Stelle auferlegt wurde. Wie die Geier stürzen sich die Erbschleicher auf das nahende Vermögen. Sie können aber nichts ausrichten, da sich der Fluch „verrechnet“ hat.
Die Spielzeit 2020 wurde aus anderen Gründen dramatisch. Aufgrund der COVID-19 Pandemie mussten die Aufführungen von „So ein Affentheater“ für den März komplett abgesagt werden. Ein Nachholtermin im November konnte aus den gleichen Gründen ebenfalls nicht stattfinden.
Aber wir bleiben dran, denn eines ist gewiss – ob COVID-19 oder nicht:
Theater ist gut, Theater tut gut, Theater, das ist Stimmung live. Theater, das ist Bühnenreif.
Wir freuen uns auf weitere Akte!